Vertrauen Part 4 - Es beginnt bei uns selbst
Vertrauen ist das Fundament jeder erfolgreichen Zusammenarbeit – und doch fällt es uns oft schwer, es wirklich zu leben. Ich habe in vorherigen Beiträgen in der Serie zu Vertrauen in Teams und Organisation viel über die Wirkmechansimen von Vertrauen gesprochen und meine eigenen Erfahrungen in High-Performance-Team dargestellt. Doch eine entscheidende Frage haben wir noch nicht gestellt: Wie kann ich anderen vertrauen, wenn ich mir selbst nicht vertraue?
Selbstvertrauen als Ausgangspunkt für vertrauensvolle Führung
Vertrauen ist kein einfacher Appell und auch keine bloße Erwartung an andere. Es ist eine bewusste Entscheidung, die Mut erfordert (wir haben die Differenzierung Zutrauen vs. Vertrauen erörtert Vertrauen-vs-Zutrauen-eine-wertvolle-Unterscheidung) – und dieser Mut beginnt bei uns selbst. Eine der größten Herausforderungen für Führungskräfte besteht darin, Macht abzugeben, Verantwortung zu übertragen und sich verletzbar zu machen. Aber genau hier liegt die eigentliche Kraft von Vertrauen. Erst wenn wir bereit sind, Kontrolle loszulassen und unserem Team echte Verantwortung zu übergeben, kann ein Umfeld entstehen, in dem Vertrauen wächst.
Ich sehe jedoch in vielen Unternehmen das Gegenteil: Führungskräfte sichern sich ab, setzen auf Mikromanagement und versuchen, sich unverwundbar zu zeigen. Warum? Weil ihnen oft das Selbstvertrauen fehlt (welchen Effekt diese Unsicherheit auf die Organsiation haben kann, habe ich ja in diesem Artikel erläutert Misstrauen-in-der-Organisationsfuehrung-wenn-Angst-vor-Kontrollverlust-zur-Bremse-wird). Wer sich selbst nicht zutraut, schwierige Situationen zu meistern, wird es auch anderen nicht zutrauen. So entsteht eine Kultur der Kontrolle – und genau das erstickt Vertrauen im Keim.
Selbstvertrauen wächst in schwierigen Momenten
Echtes Selbstvertrauen entwickelt sich nicht in Phasen, in denen alles glattläuft. Es entsteht in den Momenten, in denen wir ins Straucheln geraten, in denen wir zweifeln und trotzdem weitermachen. Wenn wir aus eigener Kraft eine Krise überstehen und erfahren: „Ich kann das!“, dann wächst das Vertrauen in die eigene Stärke. Und genau dieses Gefühl brauchen wir als Führungskräfte. Wer gelernt hat, sich selbst zu vertrauen, kann auch anderen Vertrauen schenken, ohne sich bedroht zu fühlen.
Vertrauen als Führungsprinzip
Es gibt eine einfache Wahrheit: Vertrauen entsteht nicht durch Kontrolle oder starre Regeln, sondern durch echte Verantwortung und Verlässlichkeit. Eine Führungskraft, die sich auf diese emotionale Wette einlässt und Vertrauen schenkt, sagt damit: „Ich glaube an deine Fähigkeiten und an deine guten Absichten. Ich traue dir zu, eigenständig und verantwortungsbewusst zu handeln.“ Und genau diese Haltung schafft Motivation und Engagement.
Das heißt nicht, dass wir blind vertrauen sollen. Vielmehr geht es um eine gesunde Balance. Vertrauen braucht Klarheit, nachvollziehbare Entscheidungen und eine offene Kommunikation. Es wächst dort, wo Menschen spüren, dass ihre Führungskraft nicht aus Unsicherheit kontrolliert, sondern aus Überzeugung führt.
Vertrauen beginnt bei uns selbst
Wenn wir von Vertrauen in Teams sprechen, geht es oft darum, was andere tun sollten. Aber bevor wir von anderen erwarten, dass sie vertrauenswürdig sind, sollten wir uns fragen: Wie sehr vertraue ich mir selbst? Selbstvertrauen ist die Basis für eine Kultur des Vertrauens. Wer Kontrolle loslässt, Verantwortung teilt und Vertrauen vorlebt, schafft ein Umfeld, in dem sich Menschen mit Eigenverantwortung, Engagement und echter Zusammenarbeit einbringen können.
Ohne Selbstvertrauen bleibt jede Vertrauensinitiative ein Lippenbekenntnis. Doch wer bereit ist, Vertrauen in sich selbst zu setzen, wird erleben, dass Vertrauen sich vervielfacht – in Teams, in Organisationen und in der Art, wie wir zusammenarbeiten.