Teamwork – warum Vertrauen das einzige ist, was wirklich unverzichtbar ist

Teamwork – warum Vertrauen das einzige ist, was wirklich unverzichtbar ist
Es ist Nacht. Die Wellen schlagen bis zu vier Meter hoch, der Regen peitscht gegen die Cockpitscheiben, sodass die Scheibenwischer völlig nutzlos sind. Wir fliegen in 100 Fuß (knapp 30 Meter) Höhe über die Wasseroberfläche, auf dem Weg zu einem Einsatz. Irgendwo auf diesem Planeten, mitten auf See.
Wir sind zu dritt, die Standardbesatzung für Einsätze dieser Art. Drei Menschen, jeder mit eigenen Erfahrungen, Werten – und ja, auch mit eigenen Ängsten in dieser Situation. Und doch steht über allem ein gemeinsamer Bezugsrahmen: der Auftrag. Die Details des Einsatzes sind hier nicht entscheidend, wohl aber die Situation. Wir wissen nicht genau, was uns erwartet, doch weder Unruhe noch Hektik kommen auf.
Die Zusammenarbeit im Cockpit ist perfekt eingespielt. Systematische Abläufe und verinnerlichte Verfahren – wie Checklisten – reduzieren die notwendige Kommunikation auf ein Minimum. Überraschungen begegnen wir mit Kreativität und Intuition. In diesem „System“ sind wir eins. Wir vertrauen einander tief, trotz regelmäßiger Überprüfungen – „cross-checks“ im Fliegerjargon. Es bleibt weder Zeit noch Raum für Kontrolle im Detail.
Wir müssen uns aufeinander verlassen.
Da, am Horizont! Ein schemenhaft erkennbares Schiff kämpft sich durch die stürmische See. Es ist kaum beleuchtet. Der Bug hebt sich bei vier Metern Seegang immer wieder bis zu acht Meter aus dem Wasser. Das ist unser Ziel.
Der Auftrag: den Verletzten bergen und ihn zur medizinischen Versorgung zurück zum Mutterschiff bringen.
Am Schiff angekommen, einem mittelgroßen Trawler, beginnen die nächsten vorbereiteten Prozesse. Rettungswindenverfahren laufen an – bereits unter guten Bedingungen eine Herausforderung. Doch bei Nacht, schwerer See und einem Verletzten in der Trage wird es zum Drahtseilakt. Und wieder: keine Nervosität, keine Hektik. Jeder kennt seine Aufgabe. Alles läuft routiniert und nahtlos ineinander.
Der rechte Pilot hat alle Hände und Füße voll zu tun, die Maschine stabil im Schwebeflug zu halten. Währenddessen macht der Operator die Rettungswinde klar und steuert den Piloten präzise über Sprache – das „Einsprechen“. Der linke Pilot überwacht parallel die Betriebswerte des Hubschraubers sowie die Umgebung.
Die Bedingungen sind herausfordernd, doch die Kommunikation ist aufs Wesentliche reduziert. Es herrscht Ruhe, Professionalität und absolutes Vertrauen.
Keiner kontrolliert den anderen – jeder übernimmt Verantwortung für seinen Bereich.
Der Verletzte wird sicher an Bord geholt. Der nächste Schritt: unser Mutterschiff finden. Bei schwerer See und begrenztem Kraftstoff keine einfache Aufgabe. Nach 30 Minuten melden wir ersten Kontakt. Das Schiff dampft uns entgegen.
Jetzt übernimmt der Schiffs-Controller. Er gibt Anweisungen zu Höhe, Geschwindigkeit und Kurs. Ein weiterer Spieler im eingespielten Teamwork. Trotz der schwierigen Bedingungen bleibt die Zusammenarbeit ruhig und koordiniert.
Am Ziel angekommen, beginnt die heikelste Phase: die Landung. Das Schiff stampft durch die Wellen, das Flugdeck hebt und senkt sich bedrohlich. Der rechte Pilot hält die Maschine im Schwebeflug, während der Flugdeckoffizier – der einzige, der die gesamte Situation überblickt – die Maschine einweist.
Nach Minuten konzentrierter Arbeit steht die Maschine sicher auf dem Deck. Der Verletzte wird in die medizinische Abteilung gebracht. Unsere Mission ist erfüllt.
Erleichterung durchflutet die Crew. Nach Stunden angespannter Konzentration wird endlich gelacht. Es wurde Gutes getan.
Die Moral der Geschichte
Teamwork in Extremsituationen ist beeindruckend – doch die Mechanismen gelten überall.
- Alles kann verzichtbar sein – außer Vertrauen.
- Es gibt weder Raum noch Zeit für Misstrauen oder Micro-Management.
- Vertrauen ermöglicht echte Zusammenarbeit, in der sich jeder auf den anderen verlassen kann.
Ohne dieses Vertrauen hätten wir die Mission nicht erfolgreich abschließen können – und uns vielleicht sogar selbst gefährdet. Vertrauen ist die Basis jeder erfolgreichen Zusammenarbeit.
Alles andere ist ersetzbar – nur Vertrauen nicht.
...to be continued.