Zellstruktur statt Silo-Denken - Wie Start-ups neue Wege in der Organisationstruktur gehen können

Mike Hoofdmann • 3. Januar 2025


Dynamische Märkte fordern Unternehmen kontinuierlich heraus, sich schnell und effektiv anzupassen. Dynamik entsteht immer dann, wenn Überraschungen auftreten – also Ereignisse, die unerwartet und unvorhersehbar sind. Manchmal hat ein Wettbewerber eine neue Idee, manchmal kommt ein Kunde mit einem unerwarteten Problem. Diese Situationen erzeugen Marktdruck und Dynamik. Unternehmen spüren diesen Druck und müssen Wertschöpfung abseits der Norm liefern. Um die Wertschöpfung aufrechtzuerhalten, braucht es dynamik-resiliente Strukturen.


Eine der größten Schwächen traditioneller Unternehmensorganisationen liegt in ihrer Struktur: Sie sind in funktionale Silos unterteilt – Abteilungen, die auf die effiziente Erledigung gleichartiger Aufgaben spezialisiert sind. Dies kann im Alltag gut funktionieren, doch wenn ein Unternehmen in Schwierigkeiten gerät oder wiederholt von hochdynamischen Märkten irritiert wird, kann das gesamte System ins Wanken geraten. Die starke Abhängigkeit innerhalb einer auf Effizienz ausgerichteten Abteilungsorganisation macht diese Strukturen besonders anfällig und fragil gegenüber äußeren Veränderungen.

Man könnte eine traditionelle Abteilungsorganisation mit einem Amt vergleichen: Hervorragend geeignet für die Verwaltung von Normalzuständen, aber äußerst ungeeignet für den Umgang mit Ausnahmen und dynamischen Herausforderungen.


Aus meiner Sicht sollten Start-ups die klassische Abteilungsstruktur kritisch hinterfragen, da sie oft nicht zur Realität dynamischer Marktumgebungen passt.


Es gibt Alternativen!


Eine vielversprechende Möglichkeit, Start-ups dynamik-resilient zu gestalten, ist die Umstellung auf teilautonome Zellen. Jede Zelle übernimmt eigenverantwortlich einen Teil des Geschäfts und ist weniger zentral gesteuert. So können sich Zellen flexibel an verändernde Marktbedingungen anpassen. Jede Zelle entwickelt dabei ihre eigenen spezifischen Eigenschaften, die andere Zellen nicht unbedingt teilen.

Diese zellenartige Organisation mag auf den ersten Blick weniger effizient wirken. Tatsächlich erscheint sie aus der Perspektive der klassischen BWL-Lehre als verschwenderisch. Doch Effizienz ist längst nicht mehr das alleinige Kriterium für wirtschaftlichen Erfolg. Aspekte wie Qualität, Geschwindigkeit, Flexibilität und das Erleben von Beziehungen spielen in modernen Unternehmen eine zunehmend wichtigere Rolle – auch wenn Managemententscheidungen oft noch von traditionellen Effizienz-Narrativen geprägt sind.


Zellenorganisationen bieten zahlreiche Vorteile, besonders in dynamischen Marktumgebungen. Sie sind dezentral aufgebaut, und nahezu alle Kompetenzen, die nötig sind, um direkt am Markt zu agieren, sind innerhalb einer Zelle vereint. Stirbt eine Zelle, können die anderen unabhängig davon weiterarbeiten – ein äußerst resilienter Ansatz.

Dieser Ansatz kann in hochdynamischen Märkten entscheidend sein.


Dynamik entsteht durch Unvorhersehbares, also durch Überraschungen, die Unternehmen irritieren.


Diese Überraschungen erfordern Wertschöpfung jenseits von Normalzuständen. Dafür braucht es Strukturen, die auf Dynamik ausgelegt sind.


Interessanterweise lassen sich solche Organisationsstrukturen auch in traditionellen Unternehmen beobachten, meist in Krisensituationen. Sie werden dann "Taskforce" genannt und bewusst aus der klassischen Abteilungsstruktur herausgelöst. Diese Taskforces arbeiten autonom, um ein Krisenproblem zu lösen, bevor sie wieder aufgelöst und in die Abteilungsstruktur integriert werden – bis zur nächsten Krise.